der letzte Mohikaner

Eines der ganz wenigen freistehenden Fotoateliers in Deutschland, vielleicht das Einzige in Süddeutschland, ist das des Kirchheimer “Malers und Fotografen” Otto Hofmann von 1892 mit umfangreicher Originalaustattung, insbesondere mehreren gemalten Leinwänden als Fotokulissen.

Nachdem zuvor Fotografen mit der Kamera auf dem Rücken auf Kundenfang durch die Lande zogen, haben sich erste wagemutige Fotografen wie Hofmann – vor dessen Linse sich u.a. auch Hermann Hesse (“Lulu”, petit cénacle) ablichten ließ – mit einfachen Holzbauten samt nördlichem Glasdach auf stationäre Abenteuer eingelassen.

Die Rettung dieses Kulturdenkmals stand auf Messers Schneide – fast wie immer.

Zur Realisierung kam es 1999, als wir “Kreisläufer” den drohenden Abbruch gemeinsam mit dem THW durch eine Gebäudetranslozierung ins benachbarte Freilichtmuseum Beuren spendeten, was auch die Bereitschaft vom Förderverein und Landkreis Esslingen zur Kostenübernahme der Restaurierung und Aufstellung im Museum förderte.

Nach der konstruktiven Restaurierung haben wir die Gebäudeteile mit dem Kran “eingeflogen”, aufgestellt und mit einer mehr als großzügigen Einhausung für die Folgerestaurierung wetterfest gemacht. Darunter konnten wir mit viel Geduld die fragile Glasdachkonstruktion aus 3 mm (!) Fensterschlierenglas reparieren.

 

 

 

 


Inzwischen wurde die herausragende kulturgeschichtliche Bedeutung dieses Objektes mehr und mehr erkannt, zumal das erhaltene Inventar und die pittoresken Malereien auf Kulissen und Wänden/Decken sich nach der Restaurierung als “Hofmanns Traumland” mit dem Bau verschmelzend eine Einheit bildet.

Das Ateliergebäude an der Schwelle von der Malerei zur Fotografie (Hofmann kolorierte und retuschierte seine Fotos von Hand nach) besteht aus dem Vorraum (Windfang), “Cabinett” (Warteraum), Atelier und Dunkelkammer samt originalen Einrichtungsgegenständen.

 

Wie um 1900 erzeugt das Nordlicht im Atelier eine wunderbare Atmosphäre, vermitteln originale Studiokamera und gemalte Hintergründe den “Zeitgeist”, zeugen die fragilen Vogelbilder von einer pastelligen Transparenz: Handwerk und Kunst, Illusion und technische Raffinesse – der Besucher von weither empfindet im wiederentstandenen Fotoatelier Hofmann im FLM Beuren durchaus die Einmaligkeit einer früheren stationären Berufsfotografie, in dem die Familie Hofmann fast siebzig Jahre arbeitete.

Der Ausgang dieser Rettungsaktion war offen… aber glücklicherweise fanden sich immer wieder weitsichtige und verantwortungsbewußte Zeitgenossen zum berühmten Zünglein an der Waage. Somit war unser Engagement bei der Translozierung und Restaurierung Teil eines im nachhinein glücklichen Prozesses, der nur mit Idealisten fortgeführt werden kann.